In einem in die Jahre gekommenen 70er-Jahre Bau fristeten bis vor Kurzem sowohl die im Obergeschoss angesiedelte Stadthalle als auch die Stadtbibliothek im Erdgeschoss ein eher tristes Dasein. Beide Einrichtungen in den „nebeneinander gestellten Schuhschachteln“, wie die Stadthalle nüchtern unter Sinsheimern charakterisiert wurde, waren mit der maroden Substanz des Gebäudes konfrontiert. Neben einer veralteten Technik litten Beschäftigte wie Besucher unter einer Gebäudestruktur, die an vielen Stellen dysfunktional war. Eine Generalsanierung war deshalb nicht nur in visueller Hinsicht erwünscht, sondern ökonomisch und energetisch betrachtet dringend erforderlich.

Im Sinne der Nachhaltigkeit entschied sich die Stadt gegen einen Abriss des Bestandsgebäudes und beauftragte Fischer Ziebold Architekten mit der Planung dieses richtungsweisenden Sanierungsprojekts. Eine gute Entscheidung, wie der im Jahr 2020 fertiggestellte Umbau beweist: Unter Erhalt der Grundstruktur ist es den Planern gelungen, ein ebenso repräsentatives wie architektonisch ansprechendes Gebäude zu gestalten – das sich durch eine funktionale Raumstruktur sowie modernste Multimedia- und Bühnentechnik für verschiedenste Veranstaltungen eignet. Der neue, zweigeschossige Eingangsbereich ist repräsentativ und zugleich transparent gestaltet. Durch die Verbindung von eleganten Säulen mit großen Glasflächen strahlt das Gebäude eine Offenheit aus, die die öffentliche Nutzung widerspiegelt. So entfaltet der von Vor- und Rücksprüngen geprägte Baukörper identitätsstiftende Präsenz im Stadtzentrum von Sinsheim.

Bei der gelungenen Fassadengestaltung spielen die  ultraschlanken Klinkerriemchen der Serie Riegel 50 im silber-grauen Used-look von Ströher (Format: 490 x 40 mm) die Hauptrolle. Während die Riemchen im oberen Teil des Gebäudes vertikal angeordnet sind, wechselt die Verlegerichtung im Sockelgeschoss in die Horizontale. Dadurch erzielten die Architekten eine dynamische Anmutung, die verstärkt wird durch mattgolden verputzte Felder, die die Klinkerflächen unterbrechen. Innenarchitektonischer Clou: Die hellen Klinker setzen sich weit in den Innenraum fort und werden dort mit bronzefarbenen Oberflächen sowie Eichenholz kombiniert. Die Reduktion auf wenige, hochwertige Materialien und warme Farbtöne sorgt für ein elegantes und stilvolles Ambiente.

In Verbindung mit lokal aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugter Fernwärme verschafft die mineralisch gedämmte Fassade der Stadthalle sowohl niedrige Heizkosten als auch eine deutlich verbesserte Ökobilanz: Im Vergleich zum unsanierten Zustand lassen sich in der Stadthalle Sinsheim zukünftig ca. 60 % der Heizenergie einsparen. Damit leistet der neue Kulturtreffpunkt einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz.